Innere Trennung/Rückzug aus Partnerschaften, 3 Tipps um mehr Klarheit zu bekommen

Du bist dauernd frustriert? Deine Partnerschaft nervt dich? Du willst kaum mehr mit ihm/ihr Körperkontakt und siehst keine Perspektive mehr auf Verbesserung? Dann hast du dich vielleicht schon innerlich von deinem/deiner Partner*in getrennt.

Vom inneren Rückzug bis zur tatsächlichen Trennung ist noch ein großer Schritt notwendig und fällt uns deshalb oft nicht leicht. Das kann unter anderem mit mangelndem Bewusstsein oder der Vermeidung sich mit dem Thema ernsthaft auseinanderzusetzen zu wollen, zu tun haben. Aber auch Bequemlichkeit, Angst vor Veränderungen oder schlichtweg einem Mangel an Ersatzkandidat*innen (die wir unbedingt als Sicherheitsanker schon zur Verfügung haben wollen) sind weitere Gründe der Vermeidung. Sehr oft hängen wir dann jahrelang in einer Endlosschleife fest, ohne daraus die Konsequenzen zu ziehen.

Was ist eine innere Trennung?

Eine innere Trennung ist meistens das Ergebnis eines konstant hohen Frustrationslevels, der sich über Wochen/Monate/Jahre hinweg mehr und mehr aufbaut. Im Gegensatz zur äußeren Trennung, wo man bereits reinen Tisch macht, ist die innere Trennung für die Partner*innen nicht unbedingt eindeutig erkennbar (oder wollen es auch nicht wahrhaben).

Selbst die Personen, die diese innere Trennung praktizieren, benötigen oftmals Wochen, Monate oder sogar Jahre bis es ihnen selbst bewusst wird, dass sie sich eigentlich aus der Partnerschaft schon lange zurückgezogen haben und ein Singleleben in einer Wohngemeinschaft führen.

Woran erkenne ich, ob ich mich schon innerlich getrennt habe?

  • sich trotz Partnerschaft einsam zu fühlen
  • fehlende Motivation mit dem/der Partner*in über Dinge zu sprechen, die nicht mehr passen
  • körperliche Symptome können auch ein Hinweis sein (u. a. Müdigkeit, Rücken- und Nackenschmerzen, Verspannungen, Kopfschmerzen, Migräne, Magenschmerzen, Durchfall, depressive Verstimmung, Traurigkeit)
  • kaum bis kein Interesse mehr an gemeinsamer Nähe und Sexualität
  • Sexualität, ohne Intimität/ohne Liebe
  • man schaut sich wieder nach potenziellen Partner*innen um und fragt sich, wie wohl die Partnerschaft/Sexualität mit diesem/dieser wäre – bis zum Fremdgehen
  • kompletter Rückzug (Resignation) aus der Sexualität
  • kaum bis kein Interesse mehr an gemeinsamen Aktivitäten
  • man findet den/die Partner*in peinlich
  • die körperliche Anziehung ist nicht mehr vorhanden oder wird verdrängt
  • man vermeidet gemeinsame Planungen für die Zukunft (u.a. gemeinsame Urlaube, gemeinsame neue Wohnung, gemeinsame Projekte)
  • Gefühl, während der Begegnung mit dem/der Partner*in in eine „Rolle“ zu schlüpfen und eine „Maske“ zu tragen
  • Desinteresse, Ungeduld und Aggressivität bei Gesprächen mit dem/der Partner*in
  • keine Lust nach Hause zu kommen (bei gemeinsamer Wohnung) oder sich zu treffen (wenn man getrennt wohnt)
  • Bedürfnisse, Wünsche und Neuigkeiten werden dem/der Partner*in wenig bis gar nicht mehr erzählt
  • Freundschaften, ohne Begleitung des/der Partner*in, werden wieder mehr gepflegt
  • man kann ihn/sie nicht mehr riechen und/oder schmecken
  • fragt sich immer mehr, was man an ihn/ihr jemals anziehend fand

Gründe für eine innere Trennung

Wann immer Menschen sich innerlich trennen, hat das mit Unzufriedenheit und Frustration zu tun und dem Unvermögen, dies innerhalb der Partnerschaft zu klären. Dies kann durch unterschiedliche Umstände ausgelöst werden, wie u.a. auch durch:

  • mangelndes Vertrauen
  • mangelnde Sicherheit
  • fehlende Wertschätzung und Anerkennung
  • Erwartungen und Hoffnungen wurden nicht erfüllt
  • sich nicht mehr gesehen und begehrt zu fühlen
  • es hat sich mehr zu einer Wohngemeinschaft oder Geschwisterbeziehung bzw. Eltern/Kind Beziehung entwickelt
  • Langeweile hat sich eingeschlichen, da das Neue/Unbekannte bereits integriert wurde
  • keine Konflikte mehr innerhalb der Beziehung
  • die Handlungen des Gegenübers sind vorhersehbar
  • es fehlt Neues und Unerwartetes somit stellt sich auch keine Neugier oder Interesse mehr ein
  • fehlende gemeinsame Ziele
  • fehlender Respekt und Achtung bei der Kommunikation
  • sich ausgenutzt zu fühlen
  • nachlassen der Hygiene
  • kein Interesse mehr an Sexualität und Kuscheln und somit stellt sich auch die Oxytocinproduktion ein.

Innere Trennung erkannt, was nun?

Wenn wir eine innere Trennung „unbehandelt“ mit uns herumschleppen, verstärkt sie unsere schlechte Laune und es sinkt unsere Motivation. Dies wirkt sich nicht nur auf die Partnerschaft, sondern auch auf den Umgang mit Freunden, Kindern und dem Beruf aus. Das kann somit zu Konflikten innerhalb und außerhalb der Partnerschaft führen. Innere Trennungen können uns aggressiv oder depressiv machen.
Präventive Maßnahmen sind natürlich das beste Mittel gegen eine innere Trennung, aber leider war uns der Weg bis dorthin oft nicht bewusst genug, um dagegen steuern zu können.

3 Tipps, um mehr Klarheit zu bekommen

Sobald du Anzeichen einer inneren Trennung bewusst wahrnimmst, ist das eigentlich ein gutes Zeichen. Wenn uns etwas bewusst ist, können wir es auch verändern. Sobald es uns also auffällt, können wir uns fragen, ob wir die Trennung aus unserer Partnerschaft wirklich wollen oder wir uns eigentlich nur eine Änderung innerhalb der Partnerschaft wünschen. Wollen wir diese Partnerschaft behalten, besteht noch die Chance hier das Lenkrad in eine partnerschaftsstärkende und somit lösungsorientierte Richtung zu drehen.

Was hilft uns dabei, innerlich Klarheit zu erreichen?

1. Ursachenforschung

  • Wann hat es angefangen?
  • Welche Erlebnisse oder Veränderungen haben zu diesem innerlichen Rückzug geführt?
  • Diese Rückschau kann uns klar zu den Punkten führen, wo eine Aussprache/Klärung vermieden wurde und warum?
  • Was hat dazu geführt, dass wir statt einer Aussprache die Entscheidung trafen zu resignieren?

2. Gespräch mit deiner Freundin/Familie/Coach/psychosozialen Beratung oder Therapie

Es ist sehr hilfreich, wenn wir die Ursachenforschung/Rückschau gemeinsam mit Menschen machen, die uns dabei helfen hier noch genauer hinzusehen. Es gibt Gründe, warum wir nicht rechtzeitig unsere Bedürfnisse aussprachen, Grenzen zogen und authentisch waren. Wichtig ist, dass die neutrale Begleitperson diesbezüglich keine Ratschläge erteilt. Hilfreicher ist es zuzuhören, interessiert nachzufragen und die Aussagen in deren Worten zu wiederholen. Diese Rückspiegelung ist sehr wichtig und hilfreich, um sich selbst wieder besser verstehen zu können.

3. Gespräche mit euren Partner*innen

Es ist jederzeit möglich, das Abwärtskarussell zu unterbrechen. Ehrlichkeit und Authentizität sind da sehr hilfreich. Sollte es für dich oder dein/e Partner*in nicht möglich sein, dies auf sachlicher Ebene zu klären, versuche es in Gegenwart einer neutralen dritten Person (Freunden, Coach, psychosoziale Beratung/Therapeuten) oder in einer Gruppe mit Gleichgesinnten/Gruppenberatung oder -therapie.

Folgende Punkte sollten bei einer Aussprache beachtet werden:

  • gleiche Augenhöhe
  • wertschätzender Umgang
  • Gefühle und Verletzungen dürfen dabei an die Oberfläche kommen und ausgesprochen werden
  • vermeide Schuldzuweisungen … die führen meistens zur Verteidigung oder Angriff und selten bis gar nicht zur Klärung
  • IMMER aus der ICH PERSPEKTIVE kommunizieren
    • sage, wie du es wahrnimmst
    • wie du damit umgehst
    • welche unerfüllten Bedürfnisse da sind
    • welche Wünsche du hast
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3 Antworten zu Innere Trennung/Rückzug aus Partnerschaften, 3 Tipps um mehr Klarheit zu bekommen

  1. Aneta sagt:

    Ich bin sehr dankbar für all die guten Anregungen, Ideen und das „Handwerkzeug“
    Die Beiträge von Bri und die Gespräche mit ihr sind immer wohlwollend, positiv und für mich sehr wertvoll!

    Bri ist absolut empfehlenswert!

  2. Mag. Jaroslav Svoboda sagt:

    ein guter Beitrag, beinhaltet sowohl die Ursachen des Problems, als auch die praktischen Lösungsvorschläge

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